Die vielen Gesichter von Cannabis:
Nutzpflanze, Heilmittel, Droge

Die wissenschaftliche Bezeichnung für Hanf ist Cannabis. Seit Jahrtausenden dient Hanf als Nutzpflanze, Heilmittel und Rauschdroge. Bis heute wird er für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Sein Wirkstoffgehalt ist ausschlaggebend dafür, ob der Gesetzgeber Cannabis als legale Nutzpflanze einstuft (THC-Gehalt max. 0,3%), um z.B. Textilien daraus zu gewinnen, oder eben als illegales Rauschmittel.

In der Medizin spielt Cannabis bei der Behandlung von chronischen Schmerzen und von Begleiterscheinungen bei Multipler Sklerose, Krebs oder HIV eine immer wichtigere Rolle. 2017 ist in Deutschland ein neues Gesetz in Kraft getreten, das es Ärzt*innen ermöglicht, bei "schwerwiegenden Erkrankungen" Cannabis legal auf Kosten der Krankenkassen zu verordnen. Die Wirkstoffe Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) werden aus den Blüten und Blättern der weiblichen Pflanze gewonnen. CBD fällt im Gegensatz zu THC nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Sie finden weitere Informationen hierzu auf der Seite Medizinisches Cannabis.

Als Rauschdroge betrachtet ist Cannabis der Oberbegriff für Haschisch und Marihuana, die eine Fülle von Wirkstoffen enthalten. Der berauschende Wirkstoff in Cannabis ist THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol). Marihuana besteht aus den getrockneten Blättern und Blüten, Haschisch ist das Harz der Cannabispflanze, das zu Platten gepresst wird.

Jugendliche sprechen von "piece" oder "shit", wenn sie Haschisch meinen, von "Gras", wenn es um Marihuana geht.

Marihuana

Beides, Haschisch und Marihuana, wird in der Regel geraucht, meistens als "Joint" mit Tabak vermischt oder pur geraucht - manchmal in speziellen Pfeifen (Wasserpfeifen, Purpfeifen). Beim Rauchen setzt die Wirkung nach wenigen Minuten ein und hält zwei bis vier Stunden an.

Seltener wird Cannabis mit Getränken und Speisen vermischt getrunken und gegessen. Die Wirkung setzt dabei erst später, häufig sehr plötzlich, ein. Sie ist deutlich stärker und hält länger – etwa fünf Stunden – an.

Haschisch, das in Deutschland gehandelt wird, stammt überwiegend aus Marokko oder Afghanistan. Der THC-Gehalt lag 2015 bei durchschnittlich 12%. Marihuana hingegen wird häufig illegal in Europa produziert. Bei von der Polizei sichergestelltem Marihuana lag der Wirkstoffgehalt in 2015 zwischen 2% (Kraut) und 13% Prozent (Blüten). In der Regel ist das gehandelte Marihuana eine Mischung aus beiden. Vereinzelt wird Marihuana aus Indoor-Züchtungen mit sehr hohem THC-Gehalt sichergestellt. Die europäische Drogenbeobachtungsstelle sieht aber "keine Hinweise auf einen bedeutenden Anstieg des Wirkstoffgehalts" in den europäischen Drogenmärkten.

Konsumierende bevorzugen seit einigen Jahren Marihuana, weil die Wirkung gegenüber Haschisch als psychedelischer und weniger sedierend empfunden wird.

Haschisch

In Frankfurt ist in jüngster Zeit vermehrt Cannabis aufgetaucht, das mit synthetischen Cannabinoiden versetzt wurde. Das bestätigen Frankfurter Drogenberatungsstellen und auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung hat warnend darauf hingewiesen. Synthetische Cannabinoide wirken bis zu hundert Mal stärker als das in Cannabis enthaltene THC und besitzen ein höheres Abhängigkeitspotenzial. Auch einzelne Todesfälle werden mit dem Konsum von synthetischen Cannabinoiden in Zusammenhang gebracht. Sie werden z.B. als CBD-Liquids für E-Zigaretten verkauft, wurden aber auch in gewöhnlichen Cannabisblüten nachgewiesen. Im Gegensatz zu reinen CBD-Produkten haben synthetische Cannabinoide eine starke Rauschwirkung. Zunächst waren synthetische Cannabinoide vor allem im Großraum München im Umlauf, inzwischen sind sie bundesweit verbreitet.